Eine wahre Begebenheit
Von Marian Rouleaux
Eine Amsel singt ihr Lied.
Es ist im Monat Mai und wie in jedem Jahr schauen wir voll Bewunderung, wie die Amseln für ihre Jungen auf Futtersuche sind. Auch diesmal waren sie wieder sehr fleißig. Auch unser Dackel Waldi schaute aus seinem Körbchen gerne den Vögeln zu.
Manches Abenteuer haben wir in der Vergangenheit mit unserem Hund erlebt, viele Preise gewonnen, doch jetzt nach 15 Jahren ist er ein "alter Herr". Das Laufen fällt ihm schwer und seine Schnauze ist grau geworden. Er war ein ausgezeichneter Spurensucher. Jeder Jäger hätte sich so einen Hund gewünscht.
Nie und nimmer jagte er in unserem Garten einen Vogel. Er sorgte sogar dafür, das die Katze des Nachbarn nicht in die Nähe der Vogelnester kam. Die Amseln und auch alle anderen Vögel fühlten sich bei uns immer sehr geborgen. Jeden Abend nach getaner Arbeit, saß Vater Amsel auf dem Hausdach unseres Nachbarn und sang sein Lied, immer am gleichen Platz. Mein Mann bemerkte eines Abends, daß er nie sein Lied auf unserem Dach gesungen hat.
Noch bevor in diesem Jahr die jungen Amseln ausflogen, mußten wir mit großem Schmerz Abschied von Waldi nehmen. Der Hund war Teil unseres Lebens geworden. Wir faßten daher den Beschluß, ihn in unserem Garten zu begraben.
Als wir Waldi in sein Grab legten, saß Vater Amsel diesmal auf der Dachrinne unseres Hauses und sang unbeschreiblich schön. Es war wohlgemerkt mitten am Tag. Ein Zeitpunkt, wo er sonst immer mit der Futtersuche beschäftigt war. Aber jetzt nahm er sich Zeit, um auch selbst Abschied von seinem Beschützer zu nehmen und um uns zu trösten.
Danach sang er noch oft seine schönen Lieder in unserem Garten. Es war, als wolle er uns damit eine besondere Freude machen. Wie wunderbar und schön ist doch unsere Tierwelt.
Dies ist eine wahre Begebenheit.